"Canned hunting": Jagd auf zahme Löwen in Südafrika |
Einleitung:
Frankfurter Rundschau
In Südafrika werden Raubtiere eigens gezüchtet, damit steinreiche Jäger sie erschießen können.
Wollten Sie schon immer mal einem zahmen Löwen einen Bauchschuss verpassen? Oder einen Leoparden mit einem Rudel Hunde
zu Tode hetzen? Oder einen mit Pfeil und Bogen erlegten Büffel langsam ausbluten lassen? Dann sind Sie in Südafrika an der
richtigen Stelle.
"Schon als kleiner Junge hat Johan Strydom auf der väterlichen Farm jede Tierart, die er finden konnte, erbarmungslos gejagt" wirbt
die Jagdfarm Johan Strydom Safaris aus der südafrikanischen Freistaat-Provinz auf ihrer Website
http://www.africancats-hounds.co.za, und bietet etwa einen männlichen Löwen ( der auch mit Hunden gejagt werden kann) für
17.000 bis 27.000 US-Dollar zur Jagd an. Wem das zuviel ist, kann auch kleinere Katzen wie Luchse, Servale oder afrikanische
Wildkatzen zum Schießen buchen: "Mit unseren Hunden haben wir eine 80-prozentige Erfolgsquote" verspricht die Firma. Und als
besonderen Kick offeriert Johan Strydom die Jagd auf Büffel mit Pfeil und Bogen. "Ist das nicht widerlich?" fragt Chris
Mercer, der Direktor des Kalahari Raubtier-Zentrums, der seit Jahren gegen den Wildwuchs in der
südafrikanischen Jagdindustrie angeht. Mitte dieses Jahres schien Mercer einen Teilerfolg errungen zu haben: Die Regierung in Pretoria veröffentlichte ein Grundsatzdokument,
wonach das so genannte "canned hunting" (wörtlich übersetzt: die Dosenjagd, also die Jagd auf in Gefangenschaft gezüchtete Tiere)
verboten werden soll. Allerdings unterliegt der Naturschutz in Südafrika den Provinzregierungen und die haben noch keine Anstalten
getroffen, die Leitlinien der Zentralregierung umzusetzen. In manchen Provinzen sei das Schießen von gezüchteten Raubkatzen
noch immer gang und gäbe, bestätigte der Sprecher des südafrikanischen Jagdverbandes, Gary Davies, im Gespräch mit der FR:
"Für uns ist das ein großes Problem, weil es die ganze Branche in Verruf bringt. In der Nord-West-Provinz westlich von
Johannesburg gibt es mehrere solcher Löwenfarmen eine davon mit fast 500 jungen Raubkatzen, die ausgewachsen zum
überwiegenden Teil an private Jagdfarmen verkauft werden. Wenn die geschossen werden, hat das mit Jagen absolut nichts mehr zu
tun" sagt Davies: "Die sind ja praktisch zahm."
Jahr für Jahr kommen fast 7.000 Trophäenjäger vor allem aus den USA, Deutschland und Spanien ans Kap der Guten Hoffnung und
bringen der hiesigen Jagdwirtschaft jährlich rund eine Milliarde Rand (125 Millionen Euro) ein. Bei der Löwenjagd pflegen die
Trophäenjäger nicht auf den Schädel zu zielen, um das Kopffell nicht zu beschädigen. Also kommt es immer wieder zu
Bauchschüssen, die den qualvollen Tod der Raubtiere verursachen. Noch immer erlaubt ist in mehreren Provinzen am Kap der Guten
Hoffnung auch die Jagd auf Raubkatzen mit Hunden. Da von einem Hunde-Rudel gehetzte
Leoparden oder Löwen praktisch keine Überlebenschance haben, hat die südafrikanische Jägervereinigung auch diese Form der Jagd gebannt und den oben erwähnten
Johan Strydom aus ihren Reihen ausgeschlossen. Die Naturschutzbehörde der Freistaat-Provinz sieht in der Jagd mit Hunden
allerdings nichts Anstößiges: Wie jedes Jahr hat Johan Strydom auch diesmal wieder eine Lizenz für seine Jägerei erhalten. "Die
meisten der so genannten Naturschutzbeauftragten sind selbst Jäger und haben ein inzestuöses Verhältnis zu der Jagdindustrie"
sagt Chris Mercer. Nach seinen Schätzungen gibt es in Südafrika rund 40 bis 50 Privatfarmen, die das "canned hunting" von
Raubtieren anbieten, gegenwärtig würden in Löwenfarmen insgesamt 2.500 Raubkatzen auf ihre spätere Exekution vorbereitet. Mit
einer internationalen Kampagne will der Tierschützer die Provinzregierungen nun zu einem völligen Bann des "Dosenjagens"
zwingen: Besorgte Zeitgenossen werden aufgefordert, sich mit Protestbriefen an die südafrikanische Vertretung ihres
Landes zu wenden.
Mit freundlicher Genehmigung von Johannes Dieterich in: http://www.fr-aktuell.de/*
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